Harzreise auf
schmaler Spur


Spurweite: 1000 mm

Deutschland/Germany
04. Januar, 2013
Wernigerode-Westentor --- Drei Annen Hohne

Die 11°C und der Nieselregen entsprechen nicht dem Wetter, das man sich für einen Winterurlaub im Harz wünscht.
Am Bahnhof der Harzer Schmalspurbahnen in Wernigerode-Westentor warten trotzdem etwa 50 Touristen auf den Dampfzug um 11:59 Uhr. Die meisten werden in Drei Annen Hohne in den Dampfzug zum Brocken umsteigen. Ob sie dort mehr sehen, als das Innere einer Wolke, muss nach einem Blick in den Himmel bezweifelt werden.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04
Bis zum Haltepunkt Hochschule Harz, deren Studenten als einzige in Deutschland mit einem Dampfzug zur Vorlesung fahren können, verläuft die Strecke neben der Straße oder sogar auf der Straße.
Hinter Hasserode, von hier kommt das bekannte Bier, verläuft die Strecke dann, wie erwartet, durch den Wald. Bis zum Abzweig der Brockenbahn sind noch etwa 250 Höhenmeter zu überwinden. Die Steigung der Strecke beträgt 33 Promille. Hier befindet sich auch der einzige Tunnel des gesamten Schmalspurnetzes im Harz. In den langgezogenen Kurven kann man aus dem letzten der 7 Wagen die Lok bei der Arbeit betrachten.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04
Neben Wernigerode-Westerntor ist Drei Annen Hohne eine der beliebtesten Stellen für Fotografen und Dampflokfreaks. Hier treffen sich die Züge aus Richtung Nordhausen, aus Wernigerode und vom Brocken. Das Wasserfassen der Lokomotiven und eventuelles Umsetzten der Lok gibt den Fotografen Zeit genug, um den Objekten ihrer Begierde zu huldigen. Die anderen Fahrgäste machen es sich bei Bratwurst und Bier gemütlich.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04
Es ist kein guter Tag für den Brocken. Der Nieselregen hat sich noch verstärkt. Viel Spaß in den Wolken. Den meisten Touris ist es egal, was vielleicht auch am Fahrpreis von 31 Euro für die Brockenbahn liegt. Tipp: Zuerst im Internet die WEB-Cam auf den Brocken befragen.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04

Drei Annen Hohne --- Eisfeld Talmühle

Wir bleiben auf der Harzquerbahn in Richtung Nordhausen. Die nächsten beiden Stationen haben die bezeichnenden Namen "Elend" und "Sorge". Große Höhenunterschiede sind zunächst nicht zu bewältigen. Elend und Sorge liegen auf ca. 500 m ü. NN., der folgende Bahnhof Brennecke auf 530m. Auf den 9 Kilometern zwischen Elend und Sorge gibt es keine besonderen Aussichtspunkte. Der Zug fährt durch eine hauptsächlich von Nadelbäumen bevölkerte Waldlandschaft. Ab und zu ist ein Bächlein zu sehen, menschliche Behausungen oder gar deren Bewohner sieht man nicht.
So idyllisch auch alles aussieht, als Bewohner von Sorge hätte ich als Großstadtmensch nur eine einzige Sorge: Wie komme ich von hier am schnellsten in die Zivilisation. Die Mauer war von hier nur wenige Kilometer entfernt und in 40 Jahren DDR ist hier nur in die Sicherung des "Antiimperialistischen Schutzwalls" investiert worden. Die Brockenbahn war zu dieser Zeit nur zur Versorgung der sowjetischen Abhörstation auf dem Gipfel in Betrieb, der ganze Brocken war Sperrgebiet.
Brennenstein. Noch 13 km bis Eisfelder Talmühle, wo wir die Harzquerbahn verlassen werden. Sie fährt von dort noch 17 km weiter bis Nordhausen. Auf dem letzten Stück ab Illfeld gibt es einen recht dichten Takt (teilweise 30 min.). Die Gleise der Harzquerbahn werden dort auch von den Zweisystem-Bahnen (Oberleitung oder Stromversorgung über Dieselmotor und Generator) der Nordhausener Straßenbahn mitbenutzt. Wenn man von der idyllischen Fachwerkstadt Wernigerode nach Nordhausen kommt, ist man vom Stadtbild enttäuscht. Nordhausen wurde im Krieg stark zerstört und dann von der DDR mit Plattenbauten verwöhnt. Die kleine Altstadt ist aber durchaus sehenswert.
Vor Brennecke wird der Ausblick interessanter. Wiesen und Hochmoore lassen den Blick auch in die Weite schweifen. An der Station Eisfelder Talmühle verlassen wir nach 44 km die Harzquerbahn.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04

Eisfeld Talmühle --- Stiege
Auf der Selketalbahn werden wir die letzten 53 km verbringen und dafür etwa 3 Stunden benötigen.

Wir besteigen dafür einen modernen Dieseltriebwagen, nachdem wir das Umsetzten der Dampflok beobachtet haben. Der Dampfzug fährt zurück nach Wernigerode, nach Nordhausen fährt ein älterer Dieseltriebwagen.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04
Ok, die Sitze des Treibwagens sind bequem, das Fahrwerk tadellos, aber das Dröhnen des Dieselmotors stört gewaltig. Die Lautstärke ist ein Maß für die Steigung der Strecke. Die Strecke führt zunächst an einem Flüsschen entlang bergauf. Die Bedarfshaltestelle Birkenmoor, die ihren Namen völlig zu Recht führt, liegt auf 520 m Höhe, Stiege immer noch auf 484m.
Der Bahnhof von Stiege scheint für die heutige Zeit völlig überdimensioniert. Er zeugt von einem früher regen Güterverkehr. Unser Triebwagen durchfährt die Wendeschleife, die angelegt wurde, damit Züge zwischen Alexisbad und Eisfeld Talmühle nicht umsetzen mussten.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04
Wieder im Bahnhof wechselt unser Triebwagen die Richtung und fährt die 4 km lange Stichstrecke nach Hasselfelde.

Wie in Stiege scheint der Bahnhof völlig überdimensioniert. Immerhin hat der Wagen jetzt schon fünf Fahrgäste.

Stiege - Quedlinburg
Wir fahren nach Alexisbad. Der Diesel grummelt nur leise, es geht also bergab. Man hört hier noch ein Geräusch, das Generationen von Eisenbahnpassagieren geprägt hat und das heute fast völlig verschollen ist: Das Klacken der Räder, wenn sie über einen Zwischenraum der nicht lückenlos verschweißten Gleise rollen. Die Anwohner können wahrscheinlich gut ohne dieses Geräusch auskommen.
In Strassberg kreuzen wir einen Dampfzug, der von einer Mallet-Dampflok gezogen wird. Anders als auf der Selketalbahn kommen diese Loks auf der Harzquerbahn nur im Sonderverkehr, zum Einsatz. Hier und auf der Brockenbahn werden ansonsten nur sogenannte "Neubauloks" eingesetzt, hergestellt vom VEB Lokomotivbau Babelsberg.
Der Diesel scheint jetzt die gesamte Energie in die Fahrgastraumheizung zu investieren. Die 5 Fahrgäste werden mit "gefühlten" 30°C verwöhnt.
In Silberhütte deuten teilweise abgebaute Anschlussgleise auf einen ehemals regen Güterverkehr hin. Alexisbad ist eine Station, an der man sich nicht gerne länger aufhalten möchte, vor allem nicht im Nieselregen.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04
Von hier fährt unser Triebwagen in die kurze Stichstrecke nach Harzgerode. Ein etwas älterer Triebwagen mit noch lauterem Dieselmotor bringt uns nach Quedlinburg, es geht aber bergab, so dass die Geräuschkulisse erträglich ist. Es sind jetzt 12 Passagiere an Bord.
Das Tal der Selke wird nach Alexisbad sehr eng, so dass die Strecke in die Felsen geschlagen werden musste. Mit maximal 20km/h geht es durch die engen Kurven. Ab Mägdesprung geht es dann aber wieder schneller voran. Gernrode war früher der Endpunkt der Selketalbahn mit Anschluss an das Normalspurnetz. Hier wurden Normalspurgüterwagen auf Rollböcke geschoben, um sie dann auf der Schmalspurbahn transportieren zu können.
Für die touristische Erschließung war es sicherlich eine gute Entscheidung, die Schmalspurgleise bis zum Bahnhof Quedlinburg zu verlassen.
Es ist jetzt 17:15 Uhr und wir sind über 5 Stunden auf Schmalspurgleisen unterwegs gewesen. Für die Rückfahrt nach Wernigerode nutzen wir die Züge von HEX (Harz-Elbe-eXpress) mit Umstieg in Halberstadt.
© Uwe Wittenfeld 2013-01-04

© Harzer Schmalspurbahnen | www.hsb-wr.de

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Letzte Änderung/Last update: 2013-01-06
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